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Leseproben aus SCHATTENNOVELLE



Für


(Tief)Sinnige

(Hinter)Fragende

(Neu)Gierige

(Lebens)Müde

(Un)Abhängige

(Außer)Gewöhnliche



Prolog


Meine Eltern gaben mir den Namen Zoe. Ich hatte alles, was man sich nur wünschen kann. Ein eigenes Zimmer, an den Wänden Einhorn-Tapete, das Poesiealbum voller schöner Sprüche und gute Noten…


Worauf ich jedoch nicht vorbereitet war, das war das Leben. Dieses hinterlistige Leben, das mehr scheint, als es ist. Mit Anfang Zwanzig bin ich dann abgestürzt, bin jeden Tag ein Stück mehr daran zugrunde gegangen. Zu behütet und irgendwie nicht in der Lage, dem Druck da draußen standzuhalten. Ich trank, bis meine Gefühle so taub wurden, dass ich mich eines Tages gar nicht mehr spürte. Dort, wo Licht ist, wird eben immer auch Schatten sein.


Und dann? Was geschah dann?

Nun, ich habe es wieder getan. Und ich werde es immer wieder tun …


Weitere Leseproben aus SCHATTENNOVELLE

...


„Bordservice, guten Tag. Was darf‘s denn für Sie sein?“, säuselt eine bisher noch nicht gesehene Stewardess dem Mann zu, als sie an seiner Sitzreihe ankommt.

„Rotwein.“

„Gerne, einen Rotwein für den Herrn. Bitteschön.“

Er nimmt den Becher und leert ihn mit drei Schlucken, dann hält er ihn der Stewardess erneut hin. Sie schaut erstaunt, erhebt aber keinen Einwand und füllt nach. Als sie fertig ist und gerade nach dem Becher greifen will, ruckelt es gewaltig. Ein Luftloch. Bevor sich der Wein über der Schulter des grantigen Mannes ergießt, greife ich reflexartig nach vorne. Das Plastik knackt unter meinem festen Griff. Die Bedienung hat den Atem angehalten und schnauft nun hörbar aus. Dann lächelt sie mir dankbar zu und reicht ihm den Wein. Er, ganz mit sich selbst beschäftigt, hat von alledem nichts mitbekommen. Diesmal stellt er den Becher auf das Tischchen vor sich und wartet ab, dass die Servicekraft der Airline eine Reihe weitergeht, bis er erneut den Inhalt des Bechers gierig hinunterschluckt.

Auch dieses Viertel Wein wird nur ein Tropfen auf einen heißen Stein bleiben, denke ich. Ich kann es förmlich zischen hören, wie die alkoholische Flüssigkeit auf sein erhitztes Gemüt trifft und sofort verdunstet. Mein Blick hängt an ihm fest, denn seine Abscheulichkeit fasziniert mich. Er ist der unmöglichste Mensch, den ich seit Langem getroffen habe. Und zugleich bin ich erfahren genug, hinter dieser harten, ungnädigen Schale einen Hilferuf zu erkennen. In meinen Fingerspitzen kribbelt es längst und ich habe große Lust, mehr über ihn zu erfahren.


...


Als eine ältere Dame neben ihm ihren Koffer nicht vom Band gehoben bekommt und ihn deshalb weiterlaufen lassen muss, ärgere ich mich. Wie kann man so borniert und stumpf sein, ihr nicht zu helfen? Als das Gepäckstück der Frau bei mir ankommt, hebe ich es runter und fahre es auf Rollen zu der alten Dame, die sich herzlich bedankt. So kann ich immerhin unauffällig die Seiten wechseln und mich jetzt direkt neben ihn stellen. Eigentlich ist dort kein Platz für mich, aber ich mogle mich dazwischen, die Nase in die Luft gereckt wie ein umherstreunender Fuchs, der eine Fährte aufnimmt. Leider sind zu viele Gerüche um mich herum, um Darius Geruch ausmachen zu können. So stehen wir weiter am Band, nebeneinander, als gehörten wir bereits zusammen.

Da spricht mich von hinten ein Mann an, ob ich denn nun endlich wisse, welcher Koffer der meine wäre, denn dann könnte ich Platz machen und ihn vorlassen. Ich werde rot, stammle eine Entschuldigung und greife wenige Minuten später nach meinem Gepäckstück, das sicher bereits die dritte Runde auf dem Band absolviert hatte.

Als ich mich umdrehe, ist Darius verschwunden. Just in diesem Moment der Unaufmerksamkeit, einfach spurlos untergetaucht im Labyrinth des Hauptstadt-Flughafens. So ein Anfängerfehler!


Kundenrezension auf Amazon (Gesamtdurchschnitt 4,8)


Absolut empfehlenswert!


"Lena Dieterle hat einen besonderen Schreibstil. Klar, ausdrucksstark und wortgewaltig zieht sie mich schon von der ersten Seite in die Geschichte. Ich bin so gefangen, dass ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen kann.


Die beiden Protagonisten Zoe und Darius ziehen mich sofort in ihren Bann. Sie sind so detailliert beschrieben, dass ich bereits auf den ersten Seite glaube, mit ihnen im Flugzeug zu sitzen und das Aroma des Rotweins atmen. Ich bin gefangen zwischen Spannung und Beklemmung, zwischen Überraschung und manchmal auch Entsetzen über Zoes Grenzüberschreitungen.


Lena Dieterle hat eine exzellente Beobachtungsgabe, vermittelt mir wunderbare Details und lässt mich eine Geschichte lesen, die erfrischen anders ist. Das Buch startet klar und direkt und genau so endet es. Alle meine Fragen werden beantwortet, keine Überlegung bleibt offen.


Die Geschichte geht tief, berührt mich sehr und ich nehme sie mit mir, als ich vom Sofa wieder aufstehe. Da wird noch einiges in mir nachhallen und mich noch eine Weile begleiten in den nächsten Tagen."


Ich hoffe, die Leseproben aus SCHATTENNOVELLE haben dir gefallen und die schöne Rezension hat dich neugierig gemacht?! Ich verspreche eine kurzweilige und außergewöhnliche Unterhaltung mit einem starken Ende.


Herzlichst

Lena









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