Löwenzahnwurzel – Winterzeit ist Wurzelzeit
- lena.literatur

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Über die Löwenzahnwurzel und andere kraftvolle Winterwurzeln
Der Winter ist die Zeit, in der sich Pflanzen zurückziehen. Das oberirdische Wachstum kommt zur Ruhe, Blätter und Blüten verschwinden, und die Energie der Pflanze sammelt sich unter der Erde. Genau deshalb gilt der Winter seit jeher als die Zeit, um mit Wurzeln zu arbeiten. Eine der bekanntesten und zugleich vielseitigsten Winterwurzeln ist die Löwenzahnwurzel. Einfach zu bestimmen, zu ernten und für alle verfügbar.
Seit meinem Einzug in die Einsiedelei ernte ich regelmäßig Löwenzahn aus dem eigenen Garten – meist landen die frischen Blätter im Smoothie. Ich bin diesen Naturgeschenken sehr dankbar, weil sie mir täglich zeigen, wie viel Kraft, Selbstverständlichkeit und Fülle in dem liegt, was ohne Zutun wächst.
Die Löwenzahnwurzel
Die Löwenzahnwurzel gehört zu den klassischen Wildpflanzen unserer heimischen Landschaft. Sie enthält Bitterstoffe, Inulin und weitere sekundäre Pflanzenstoffe. Diese Zusammensetzung macht sie besonders interessant für Verdauung, Stoffwechsel sowie für die Unterstützung von Leber und Galle.
Gerade in der kalten Jahreszeit, wenn Bewegung und Leichtigkeit oft abnehmen, kann die Löwenzahnwurzel helfen, innere Prozesse zu begleiten und zu unterstützen. Traditionell wird sie genutzt, um den Gallenfluss zu fördern und die Fettverdauung zu unterstützen. Ihre ausgeprägte Pfahlwurzel steht dabei sinnbildlich für ihre Wirkung: Sie reicht tief in den Boden, verankert die Pflanze und speichert ihre Kraft unter der Erde. Auch in der Anwendung wirkt die Löwenzahnwurzel weniger oberflächlich, sondern setzt an tieferliegenden Stoffwechsel- und Verdauungsprozessen an.
Verwendungsmöglichkeiten der Löwenzahnwurzel
Die Löwenzahnwurzel lässt sich auf verschiedene Weise verarbeiten, je nachdem, ob sie eher funktional, kulinarisch oder traditionell genutzt werden soll.
Für die Rohform wird die frische Wurzel gründlich gereinigt und sehr fein gehobelt oder gerieben. Sie wird in kleinen Mengen verwendet, zum Beispiel als Bitterkomponente über Speisen oder Salate. Aufgrund ihres natürlichen Bitterstoffgehalts genügt bereits eine Prise.
Als Tee wird die frische oder getrocknete Wurzel klein geschnitten, kalt angesetzt und anschließend aufgekocht. Nach etwa zehn bis fünfzehn Minuten Ziehzeit wird der Tee abgeseiht. Diese Form ist klassisch und bewährt und eignet sich gut für die regelmäßige Anwendung.
Für die getrocknete Verwendung wird die Wurzel nach dem Schneiden langsam und gründlich getrocknet. In getrockneter Form kann sie entweder grob für Tee verwendet oder fein gemahlen werden. Das Pulver lässt sich in kleinen Mengen in Smoothies, warme Getränke oder Speisen integrieren.
Eine weitere Möglichkeit ist das sanfte Rösten der getrockneten Wurzel. Dabei entwickelt sie ein erdiges, leicht nussiges Aroma und kann als koffeinfreie Kaffeealternative aufgebrüht werden.
Unabhängig von der Zubereitungsform gilt: Die Wirkung der Löwenzahnwurzel entfaltet sich nicht durch hohe Mengen oder kurzfristige Anwendung, sondern durch Maß, Regelmäßigkeit und einen bewussten Umgang. Sie wirkt begleitend und regulierend, wenn sie über einen gewissen Zeitraum in den Alltag integriert wird und der Körper die Möglichkeit bekommt, auf die Bitterstoffe und Inhaltsstoffe zu reagieren.
Bitterstoffe im Winter
Bitterstoffe gelten in der Volksheilkunde als wichtige Pflanzenstoffe für Leber, Galle und Verdauung. Sie wirken nicht über Menge, sondern über Reiz und Information. Gerade im Winter können sie regulierend wirken. Maß und Regelmäßigkeit stehen dabei im Vordergrund.

Weitere Winterwurzeln
Neben der Löwenzahnwurzel gibt es weitere Pflanzen, deren Wurzeln traditionell im Winter geerntet werden.
Die Brennnesselwurzel wird vor allem zur Unterstützung der Harnwege und zur Begleitung hormoneller Prozesse eingesetzt. Sie wirkt anders als die mineralstoffreichen Blätter und wird gezielt verwendet.
Auch Klettenwurzel, Wegwartenwurzel und Beinwellwurzel zählen zu den klassischen Winterwurzeln. Sie speichern ihre Kraft im Wurzelwerk und werden bewusst und maßvoll genutzt.
Altes Wissen, heute integriert
Die Arbeit mit der Löwenzahnwurzel und anderen Winterwurzeln ist Teil eines alten Wissens aus der Volksheilkunde. Über Generationen hinweg wurde beobachtet, dass Pflanzen ihre Kraft im Winter unter der Erde sammeln. Dieses Wissen lässt sich auch heute ruhig und zeitgemäß in den Alltag integrieren.
Der Winter lädt dazu ein, sich den weniger sichtbaren Pflanzenteilen zuzuwenden. Konzentriert, reduziert und wirksam.
Lebensenergie der Löwenzahnwurzel
In der ganzheitlichen Betrachtung wird Pflanzen neben ihren Inhaltsstoffen auch eine eigene Lebensenergie zugeschrieben, die häufig in sogenannten Boviseinheiten beschrieben wird. Der Löwenzahn – und insbesondere seine Wurzel – gilt dabei als energetisch kraftvoll, da sie als Speicherorgan der Pflanze dient. In der Wurzel sammelt sich nicht nur Substanz, sondern auch Vitalität, die in dieser Form besonders dicht gebunden ist. Viele Menschen nehmen diese Qualität nicht analytisch, sondern über ihre Wirkung wahr: als klärend, stabilisierend und erdend. Die Arbeit mit der Löwenzahnwurzel verbindet damit stoffliche und energetische Ebenen und lädt dazu ein, Pflanzen nicht nur funktional, sondern auch in ihrer Lebendigkeit zu betrachten.
In der Region Miltenberg und Aschaffenburg biete ich Wildkräuterwanderungen an, bei denen heimische Pflanzen in ihrem natürlichen Umfeld kennengelernt werden können. Ab dem kommenden Jahr finden diese Wanderungen ganzjährig statt und orientieren sich bewusst an den jeweiligen Jahreszeiten. Im Fokus steht das Wahrnehmen, Bestimmen und Einordnen von Wildpflanzen sowie ihr sinnvoller Einsatz im Alltag. Jede Jahreszeit bringt dabei ihre eigenen Schwerpunkte mit sich – vom Blatt über die Blüte bis hin zur Wurzel.
Herzlichst
Lena
Auch in meinen Romanen wird wild gesammelt und mit Kräutern gekocht!



