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Zeitlosigkeit: Ich bin uralt und keinen Deut müde.

Aktualisiert: 2. Juli

„Grafik mit dem Titel Zeitlosigkeit: Ich bin uralt und keinen Deut müde – mit Button Jetzt lesen auf pastellfarbenem Hintergrund.“

Die Zeit verliert ihre Schärfe. Eine Selbstbeobachtung in der Zeitlosigkeit


Kennst du dieses stille Gefühl von Zeitlosigkeit? Meist begegnet uns der Begriff in der Welt der Mode oder im Design – bei Möbeln, Autos oder Stilen, die scheinbar nie aus der Zeit fallen. Manchmal sagt man es über Menschen, die nicht altern oder sich mühelos durch Jahrzehnte bewegen. Doch Zeitlosigkeit ist mehr als eine ästhetische Zuschreibung. Sie ist ein innerer Zustand. Eine Wahrnehmung jenseits von Kalender und Uhr.

Ich selbst erlebe sie nicht in Trends oder Kleidungsstücken – sondern mitten in meinem Alltag.


Zeitreise durch ein zeitloses Selbstbild

Viele Jahre lang habe ich mich mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt. Oft ging es um mehr – mehr Erfolg, mehr Anerkennung, mehr Geld. Darum, gesehen zu werden. Rückblickend spüre ich: Nichts davon war je mein ureigenes Ziel. Ich bin mitgelaufen in einer Bewegung, die viel versprochen hat – aber wenig mit dem zu tun hatte, was in mir wirklich wachsen wollte. Heute weiß ich: Ich muss nicht mehr höher, schneller, weiter um des Egos Willen. Ich darf sein und wirken und mich erinnern.


Und das habe ich, mich erinnert. Ich spiele dieses Spiel nicht zum ersten Mal. Es ist ein Déjà-vu. Ich bin uralt, doch nicht müde. Ich bin aus der Zeit gefallen. Ich trage etwas in mir, das alt ist wie die Zeit – und umgekehrt trägt es mich.


Zeitlosigkeit erleben – über das innere Erleben jenseits der Jahre

Es gibt Tage, da fühle ich mich wie achtzig oder neunzig – wohlgemerkt in einem gesunden Körper. Oft beobachte ich mich dabei, wie ich zeitgleich in verschiedenen Jahrzehnten lebe, ohne das Hier und Jetzt zu verlassen. Manchmal sehe ich mich als uralte Gärtnerin, mit einem Tuch ins Haar gebunden, im Garten stehend – in der einen Hand die Hacke, in der anderen den Setzling eines Walnussbaums. Ganz gelassen, ohne jede Angst vor dem Tod. Früher wollte ich nicht besonders alt werden, heute schwebt mir ein ganzes Jahrhundert vor.

Man könnte fragen: Warum tust du das? Du hast keine Kinder und die Früchte wirst du nicht mehr ernten. Der Baum braucht viele Jahre, bis er wächst und Nüsse trägt. Und doch pflanze ich ihn. Für mich. Für mein nächstes Leben. Wer weiß – vielleicht steht eines Tages meine Wiege im Schatten dieses Baumes?

Ich pflanze ihn auch für all jene, die hier sein werden, wenn die grünen Schalen aufplatzen und die rauen Nüsse aus dem Dunkel hervorlugen.

Es geht nicht nur darum, für sich selbst zu sorgen – auch wenn das die erste Pflicht ist. Doch wenn sie erfüllt ist, darf man sich den anderen zuwenden.


Zwischen Jahrzehnten und Dimensionen

Und dann bin ich wieder genau einundvierzig Jahre alt – wie heute, am 01.07.2025. Ich schreibe diesen Beitrag aus meiner Stadtwohnung in Aschaffenburg, draußen hat es 34 Grad, die Rollläden sind geschlossen. Auf meinem Schreibtisch stehen drei Monitore. Und das, obwohl ich mich Minimalistin nenne. Ich blicke zu meinem Smartphone, das neben mir liegt. Modern, längst nicht mehr nur Telefon, sondern ein kleines Film- und Tonstudio to go. Vlog-Monitor, Selfiestick mit Mikrofon – alles ist da. Ich spüre: außen modern, innen uralt. Und während ich schreibe, läuft leise ein Lied von Heintje aus der JBL-Box. "Du sollst nicht weinen, wenn die Jahre viel zu schnell vergehn."

Ich frage mich: Wie kann ich hinter dem Mond leben und gleichzeitig am Zahn der Zeit sein? Was bin ich bloß für eine Wandlerin zwischen den Zeiten? Wann ist es geschehen, dass ich aus der Zeit gefallen bin – und heute zugleich als Kind und als Greisin lebe?

Und wenn ich im Beobachten gründlich bin, wandle ich nicht nur durch Jahrzehnte – sondern durch Dimensionen, durch Geschlechter, durch allerlei Anomalien.


Dann höre ich wieder in mich hinein und mein Körper meldet, dass er wohlbehalten im siebenundzwanzigsten Lebensjahr angekommen ist. Mir scheint, er macht gerade dort weiter, wo ich ihn zuletzt aus den Augen verloren habe. Warum auch immer – diese Zahl 27 taucht häufig in meiner Intuition auf, wenn ich mein Alter beschreiben soll. Obwohl ich eigentlich gerade Zahlen lieber mag als ungerade.


Heute erst hat mich eine ältere Dame überrascht angesehen und im ersten Moment für einen Teenager gehalten, bevor sie mich erkannte. Zugegeben etwas kurios bei einem nicht mehr ganz faltenfreien Gesicht und einer Statur von immerhin 1,80 m Körpergröße. Ich erzähle das nicht aus Eitelkeit – die habe ich in weiten Teilen abgelegt. Sondern aus Erstaunen. Denn offenbar wird im Außen sichtbar, was ich im Inneren längst fühle: Ich bin nicht mehr an Jahreszahlen gebunden.



Zeitlosigkeit beginnt mit Erinnerung

Ich bin älter – und zugleich jünger als je zuvor, wacher als früher. Ich bin uralt. Ich bin mittelalt. Ich bin jung. Neu geboren, dynamisch wie ein Kleinkind – und leise wie kurz vor meinem letzten Gang. Jede Sekunde entscheidet neu über meinen Zustand.

Um mir diesen Zustand zu erklären, sehe ich mich als immerblühenden Rosenstrauch. Wenn eine Blüte verwelkt ist und zur Erde sinkt, um wieder eins zu werden mit allem, öffnet direkt daneben eine andere ihr Kleid.


Ich bin nicht nur mein Körper – ich bin Bewusstsein

Und langsam wird mir klar: Ich begreife mich nicht mehr als Körper, sondern als Seele. Daher auch diese Zeitlosigkeit. Diese Gelassenheit. Diese Zuversicht. Diese schwindende Angst.

Ich bin nicht mehr getrieben. Sondern ich lasse mich treiben. Lies diesen Satz nochmal – das ist ein himmelweiter Unterschied, jawohl.

Ich kann warten. Ich kann zuhören – und sprechen, wenn es wirklich etwas zu sagen gibt. Ich habe keine Angst, etwas zu verpassen. Und trotzdem freue ich mich auf das, was kommt. Ich vergleiche nicht mehr – aber ich staune.


Die Erfahrung von Zeit: Vom Vergänglichen zum Ewigen

Ich habe Zeit. Meine Geduld lässt sich spinnen wie ein immer länger werdender Faden, der sich aus sich selbst heraus weiterdreht. Es gab nie einen Anfang. Und es wird kein Ende in Sicht sein.

Was für eine Erkenntnis, die mich da im Januar traf wie ein Blitz. Beim Puzzeln, beim Podcast-Hören. Du kennst sicher den Satz: Das Leben ist zu kurz für irgendwann. Doch ich glaube: Dein Leben ist ewiglich, nur dein Körper vergänglich. Alles ist immer, es wechselt nur die Form.


Zwischen Entscheidung und Loslassen

Ich erinnere mich weiter und weiter. Es gibt Punkte, da bin ich unschlüssig: Später noch einmal inkarnieren? Ins Licht oder ins Dunkel gehen, wenn es soweit ist? Und dann wieder: das Loslassen aller Planung und das warten auf weitere Erinnerung. Dabei einfach sein. Der Schritt wird in die richtige Richtung getan – wann immer er erforderlich ist. Sowieso löst sich „richtig“ und „falsch“ allmählich auf. Es bleibt: stimmig. Wir glauben, wir müssten uns entscheiden – für oder gegen. Als gäbe es zwei Wege oder gar eine Kreuzung. Aber in Weisheit gibt es nur den nächsten Schritt. Nichts weiter. So jedenfalls meine Selbstbeobachtung.


Die Zeit ist mein Erfahrungsinstrument, mein Körper das Vehikel. Beides vergänglich – und doch zutiefst bedeutungsvoll. Um das Zeitlose zu erfahren, brauchen wir die Zeit – denn erst im Vergänglichen offenbart sich das Ewige.


Was bleibt, ist vollkommene Präsenz

Mit einem mal habe ich keine Angst mehr vor Versäumnissen. Es ist mir gleich, ob ich mit meiner schriftstellerischen Arbeit je zu Ruhm oder Ansehen finde. Ich kenne dafür auch keinen brauchbaren Maßstab. Das Geld auf dem Bankkonto jedenfalls entscheidet darüber nicht.

Ich spüre: Ich komme dem näher, was innere Freiheit ausmacht. Ein Zustand, in dem ich mich nicht mehr erklären muss und zugleich mir selbst immer klarer werde. Alles was ich sage, bleibt eine lebendige offene Reflexion als Einladung zum eigenen Fühlen.

Ich bin uralt und keinen Deut müde. Ich bin da. Nicht als Anfang, nicht als Ende. Sondern jetzt und ewiglich.


Ich zitiere ein Lied von Udo Jürgens:

Ich kenn die Regeln, ich beherrsch das Spiel

Doch all das Wissen nützt nicht viel

Was wirklich wichtig ist, weiß ich erst heut ...


und schließe mit dem Gedanke, der sich mit den Jahren in mir verankert hat. Vielleicht geht es im Leben nicht darum, alles zu verstehen oder zu meistern. Sondern darum, wahrhaft zu leben – mit offenen Augen, mit offenem Herzen. Es ist nicht das Leben, das anderen gefallen muss. Es ist das eigene Leben, das in sich stimmig sein darf.

Ich bin meinen Träumen nicht aus dem Weg gegangen. Ich habe gewagt und dabei immer gewonnen. Erst heute, mit etwas Abstand, verstehe ich, was wirklich zählt.


💛 Inspiration zum Weiterlesen


Herzlichst

Lena





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Lena Dieterle 
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