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Einsiedelei als Lebensform? Eine Selbstbeobachtung zwischen Ruheadaption, Eskapismus und Kokoneffekt

Leuchtend rote Mohnblumen wachsen zwischen dunklem Geröll im Gegenlicht der Sonne – Symbol für stille Kraft, Widerstandsfähigkeit und das bewusste Leben in Einfachheit, wie es im Blogbeitrag über Einsiedelei, Ruheadaption und Selbstführung beschrieben wird.

Die Entscheidung, stiller zu leben, trifft man nicht von heute auf morgen. In meinem Fall war sie das Ergebnis einer Lebenssehnsucht, umgesetzt in vielen Prozessen und kleinsten Richtungswechseln. Heute lebe ich viel allein, strukturiert, ruhig und reduziert. Und ich liebe es. Dennoch beobachte ich mich selbst aufmerksam, denn nicht jeder stille Lebensentwurf bleibt automatisch in Balance. Dieser Beitrag ist keine Anleitung, sondern eine offene Selbstreflexion – persönlich und vielleicht gerade deshalb auch für andere hilfreich.


Der Klatschmohn – leuchtende Vielfalt in der Stille

Als ich auf meiner Reise durch Tschechien diesen Klatschmohn entdeckte, hat mich etwas daran sofort berührt: das feine, lichte Rot inmitten des kargen Gerölls. Vor allem die vielen filigranen Blütenarme, die in alle Richtungen streben – ein wenig wie meine vielen Interessen und Begabungen als Scannerpersönlichkeit.


Was bedeutet Einsiedelei als Lebensform für mich?

Mit "Einsiedelei" meine ich nicht das völlige Abschneiden von der Welt, sondern ein bewusst reduziertes Leben, das von Rückzug, innerer Ordnung und klaren Rhythmen geprägt ist. Es geht um Konzentration, nicht um Isolation. Um Präsenz, nicht um Verweigerung. Mein Alltag ist wundervoll erfüllt und doch frage ich mich regelmäßig: Bleibe ich innerlich beweglich, wach und offen?

Diese Fragen stelle ich nicht aus Unzufriedenheit, sondern aus Respekt vor dem, was sich leicht übersehen lässt: dass auch ein stimmiger Lebensentwurf regelmäßig hinterfragt und liebevoll nachjustiert werden darf.

"Erkenne dich selbst." – Sokrates

Noch lebe ich in einer Stadt, in einer Wohnung eines Mehrfamilienhauses. Doch es zieht mich hinaus – aufs Land, in ein kleines Haus, vielleicht eine Klause. Umgeben von viel Natur, einem großen Garten und täglicher körperlicher Arbeit als Ausgleich zu meiner kreativen Kopfarbeit.


Ruheadaption – wenn Stille zum Maßstab wird

In der Psychologie spricht man von "Ruheadaption", wenn sich das Nervensystem so sehr an Ruhe gewöhnt, dass jeder darüber hinausgehende Reiz plötzlich intensiv wirkt. Genau das erlebe ich. Was früher mein Ausgleich war, ist heute mein Grundzustand. Gespräche, Ortswechsel oder spontane Aktionen kosten mich manchmal mehr Energie als früher. Es war früher nicht weniger – aber mein System war es gewohnt. Heute ist es anders eingestellt. Das ist nicht problematisch, aber es verändert die Art, wie ich mich im Leben bewege.


Roter Klatschmohn vor strahlender Sonne auf kargem Untergrund – Symbol für zarte Widerstandskraft, inneres Wachstum und die Schönheit stiller Orte, wie im Blogbeitrag zur Einsiedelei als Lebenskonzept beschrieben.

Der feine Unterschied: bewusster Rückzug oder stiller Eskapismus?

Ich weiß über die Bedeutung von Eskapismus. Und weil ich mich gut kenne, prüfe ich in meiner Selbstbeobachtung genau: Entsteht meine Struktur aus freier Entscheidung oder auch manchmal aus einem Wunsch, dem Unangenehmen auszuweichen? Das ist kein Drama, sondern eine Einladung zur Wachheit. Mein Rückzug ist gewollt – und doch möchte ich nicht, dass er mich unbeweglich macht. Innere Offenheit bleibt für mich trotz freiwilliger Askese in Form von Selbstschulung die Haltung zum Leben.

Ich mache mir immer wieder präsent, dass es feine Übergänge gibt zwischen gesunder Abgrenzung und stiller Vermeidung. Zwischen einem intrinsischen Nein zur Überreizung – und einem vielleicht unbewussten Ja zur inneren Bequemlichkeit.


Kokoneffekt – wenn die eigene Struktur zu rund wird

Ein weiterer Begriff, der mich und meinen Wunsch nach der Einsiedelei als Lebensform begleitet: der Kokoneffekt. Er beschreibt das Phänomen, dass eine selbstgewählte Lebensform so stimmig und eingespielt wird, dass Veränderung nicht mehr selbstverständlich geschieht. Auch das lerne ich langsam kennen. Ich bin viel draußen, strukturiert, aktiv. Und doch merke ich: Innere Bewegung will manchmal bewusst angestoßen werden – nicht, weil etwas fehlt, sondern weil sich das Leben sonst zu sehr in Wiederholung einrichtet. Routine gibt Halt, aber sie darf mich nicht entmutigen, neue Seiten in mir zu entdecken. Es zeichnete mich immer aus, dass mein Radar auf Empfang ist und das soll mir nicht abhanden kommen.

Diese Balance zwischen Verlässlichkeit und Erneuerung empfinde ich als meine Aufgabe.


Struktur und Selbstführung – zwischen Freiheit und Gewohnheit

Struktur ist etwas Wunderbares. Sie hält, ordnet, schützt. Doch sie kann auch zu eng werden, wenn man nicht regelmäßig prüft, ob sie noch passt. In meinem Alltag treffe ich alle Entscheidungen allein. Ich arbeite allein, lebe allein (mit meinen beiden Hunden). Diese Freiheit liebe ich – und genau deshalb ist Selbstführung für mich ein zentrales Thema. Es geht darum, Impulse wahrzunehmen, auch wenn sie von innen kommen. Zu justieren, ohne alles in Frage zu stellen. Und offen zu bleiben, ohne sich zu verlieren.

Ich habe gelernt, dass Selbstführung nicht Kontrolle bedeutet, sondern Haltung. Wachheit. Die Fähigkeit, mit sich im Gespräch zu bleiben. Gerade in der Einsiedelei ist das entscheidend, um sich nicht selbst zu verlieren.

Leise leben und dabei nicht erstarren

Einsiedelei kann eine Form von Klarheit sein. Eine Möglichkeit, sich selbst wieder näher zu kommen. Doch sie braucht Achtsamkeit. Ruheadaption, Eskapismus und Kokoneffekt sind keine Feinde – sie sind Beobachtungspunkte. Ich möchte nicht mehr zurück in ein lautes Leben. Aber ich möchte lebendig bleiben – im Denken, im Fühlen, im Tun.


Lesetipp: Aussteigerinnen, die ihren eigenen Weg gehen

Für alle, die diese Sehnsucht nach Stille, Natur und einem selbstbestimmten Leben in sich tragen, empfehle ich meine Aussteigerromane – Geschichten von Frauen, die bewusst den Weg in die selbstgewählte Einsamkeit gehen. In Reduktion geht es um ein altes Landhaus ohne Strom und mit Wasser aus dem Brunnen, einen Selbstversorgergarten und das langsame Wiederankommen bei sich selbst. In Bramberi fließt die Lebenssehnsucht mit der eigenen Kreativität zusammen – zwischen Brombeerranken, den alten, vermoosten Fensterscheiben eines verlassenen Ateliers und der Frage, wie wenig man wirklich braucht, um erfüllt zu leben.


Mehr über diese Bücher findest du hier. Eine Möglichkeit, sich selbst wieder näher zu kommen. Aber sie braucht Achtsamkeit. Ruheadaption, Eskapismus und Kokoneffekt sind nicht negativ – sie sind für mich Beobachtungs- und Orientierungspunkte. Ich möchte nicht mehr zurück in ein lautes Leben. Doch ich möchte lebendig bleiben – im Denken, im Fühlen, im Tun.


Solltest du lieber Hörbücher hören, anstatt gedruckte Bücher zu lesen, findest du die Romane auch bei Audible, Amazon und iTunes (gesprochen von Lisa Dietrich).


Weitere Gedanken zu einem stillen, bewussten Leben findest du auf www.lenaliteratur.de/blog


Herzlichst

Lena




Pressekontakt

Lena Dieterle 
Lorenzstraße 4
63739 Aschaffenburg
lenaliteratur@web.de

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